home >> EURAF webmag >> Dokumentation >> Sammy's Geburtstagsansprache 20.1.2003

R E S P E C T!

Hallo allerseits und herzlich willkommen zu diesem Abend hier in der Fabrik.

Zu einem 50. Geburtstag gehört natürlich auch eine Laudatio.

Heute wollen wir einen Mann feiern, der mittlerweile nicht nur zu den Ausdauerndsten der deutschen Musikszene gehört, sondern auch zu den Kreativsten. Jemand, der mir auch ein sehr guter Freund geworden ist, der mich immer durch seine Hilfsbereitschaft und sein Verständnis beeindruckt hat. Einen Musiker, dem ich hier an geeigneter Stelle meinen persönlichen Dank aussprechen möchte.

Das hat natürlich auch eine Geschichte. Eine Geschichte, die ich gern kurz erzählen möchte:

Die Begegnung der dritten Art:

Es war im Jahre 1991, als ich meine erste Tournee mit Jamaica Papa Curvin erleben sollte.

Ich war schon im Reggae-Center in der Koppel in St. Georg und wir hatten soweit alles vorab besprochen.

„Sind wir denn jetzt schon komplett“, fragte ich. „Nein sagte Patrick, unser Keyboarder fehlt noch, aber der kommt sicherlich gleich“. Na, da war ich aber gespannt. Große Ereignisse werfen bekanntlich ihre Schatten voraus. Und was für einen...

Zack, ging die Tür auf... „Kann mir mal jemand beim Ausladen helfen. Das ganze Gerödel muß schließlich noch auf den Bus“ tönte es aus dem Türrahmen. „Ahh, ja, jetzt sind wir soweit“, dachte ich. „Aber wer ist dieser Außerirdische dort im Eingang. Hat der Keyboarder etwa seinen eigenen Roady dabei“? Tja, weit gefehlt! Es war El Presidente persönlich! Nun ja, ich gebe zu, meine Einschätzung war ein wenig daneben, aber man läßt sich ja schließlich gern belehren. Und so ging es dann also los... Auf der Fahrt nach Kassel, unserem ersten Gig der Tour, wagte ich mich dann nach einer gewissen Eingewöhnungsphase an den Vierertisch von Curvin, Jamaica, dem Koch und Nigel, die gerade Domino spielten.

„Hi, ich bin Sammy, der Techniker während der Tour“, sagte ich zu ihm, „Du hast bestimmt einen speziellen Aufbau für Deine Instrumente, Verstärker usw., kannst Du mir das kurz erklären“?

Und dann kam es! Die coolste und ausführlichste Bühnenanweisung, die ich je gehört hatte. Vom ersten bis zum letzten Stecker, allen Fußschaltern, Kabeln, Sustainpedalen, Amps, Speakern, Stands, Monitoreinstellungen bis zur kompletten, kurz am Tisch skizzierten Zeichnung über all das aufzuzupfende Gerödel. „Alle Achtung, Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut“, dachte ich, „das hatte ich alles schon viel schlechter gesehen bei weit aus größeren internationalen Acts, die mit diversen Aufliegern und fetten Containern auf Tour waren“.

Und, was soll ich sagen, der Gig war geil, aber noch viel heftiger war, was meine empfindlichen Ohren dort zu hören bekamen. Der Typ spielte einfach genial. So ausgegoren und perfekt bis in die kleinsten Nuancen. War dabei völlig entspannt. Das war die Oberhärte. Ich hatte mich in diesem Moment gerade verliebt...

Diese Droge habe ich mir dann Abend für Abend antun dürfen. „Wow, was für ein Erlebnis...“

Nach 14 Tagen, ca. der Hälfte der Tour, fragte er mich, ob ich nicht Techniker in seinem Studio werden wolle, um die dort zu produzierenden Künstler zu betreuen und die Songs zu mischen. „Huch“, dachte ich, „was für ein Angebot. Aber ich würde ganz gern was hören...“

Und ich bekam etwas zu hören. So richtig auf die Ohren. Und das war mit Abstand das Beste, dem ich je in meiner langen Zeit als Mucker lauschen durfte. Super Sound, tolle Arrangements und diese intime Arbeitsweise, in der man richtig was schaffen kann.

Ich war mehr als beeindruckt. Ich war überwältigt von dieser Musikalität und der Finesse der Kompositionen.

Meine Entscheidung war klar: Der Typ ist völlig durchgeknallt. Wenn Du hier nicht anfängst zu arbeiten, dann geht dir wirklich etwas verloren. Oder wenn ich etwas verloren hatte, würde ich es hier garantiert wieder bekommen.

Professionelle Arbeit gepaart mit Verstand und einer Energie, die ich mir immer erhofft hatte, aber bis dahin nicht kannte. Mittlerweile arbeiten wir seit zwölf Jahren erfolgreich an den begonnenen Projekten und den zurzeit angesagten Produktionen zusammen, und ich kann mit ruhigem Gewissen behaupten, daß ich jede Minute genossen habe, mit Ergebnissen, die  entsprechend hochwertig geworden sind, die es auch zukünftig immer sein werden.

In der Zeit unseres gemeinsamen Schaffens der letzten Jahre sind so viele bedeutende Künstler über die Regler gekommen, daß ich hier nur ein paar der zahlreichen Acts erwähnen kann:

So wurden Studioarbeiten realisiert mit:

-        Curvin Merchant

-        Audrey Motaung

-        Simone Miranda

-        Sam O´T

-        The Lions

-        Eddy Watts

-        Juanita Marengo

-        Gunther Gabriel

-        Renato Hammavoko

-        Reimzig

-        India

-        Soulful Dynamics

-        Euraf Yard Sound Groove Systim

-        vielen weiteren talentierten Künstlern und Bands

-        diversen TV -und Hörfunk-Werbespots sowie Jingles für Industrie und Dienstleistungsunternehmen.

Eine komplette Aufzählung würde wirklich den Rahmen dieser Veranstaltung sprengen.

Ich fühle mich in diesem Moment besonders geehrt, Euch einen Mann anzusagen, der von je her die ihm gegebene Zeit unaufhörlich, nebst seinem Denken und seinem Handeln, der Musik und der daraus resultierende Konsequenz maßgeblich dem Fortkommen von Künstlern, Bands und vor allem der Förderung von musikalischen Geburten der Extraklasse gewidmet hat.

All das größtenteils unabhängig von der kommerziellen Verwertbarkeit. Die Musik stand und steht allgegenwärtig im Vordergrund... Selten habe ich jemand mit so viel Leidenschaft am Werken für die Werke gesehen. Mit einer Hingabe und Versuchung, die ich als extravagant bezeichnen darf. Talent ist das Eine, Kompetenz und Wissen das Andere. Aber hier trifft alles aufeinander, auf eine Fähigkeit, die ihresgleichen sucht.

Eine Gabe, die selten in diesem verseuchten Business zu finden ist. Aber es gibt sie.

Man muß sie nur finden wollen und die wegweisende Bedeutung zu erkennen lernen oder wissen.

Die Begabung, auch begrenztes Material, zum Teil nur geschnippt oder gepfiffen oder dilettantisch auf der Gitarre geschrummelt in eine hörbare, überragende Produktion zu verwandeln und dabei den Stil und Charakter des Künstlers zu bewahren, ist eine sehr subtile Arbeit, die sehr viel Einfühlungsvermögen und Integrität verlangt. Musikalische Peinlichkeiten gibt es heutzutage genug. Hier sind sie eher eine Ausnahme.

Das Ergebnis zählt! Und mag es eine Vielzahl von Takes erfordern. Die musikalische Arbeit mit den Künstlern und besonders die Betreuung während der Produktion, der Beistand, die unmittelbare Hilfe während der Aufnahmen haben mich besonders ergriffen. Um ein Höchstmaß an Leistung und Ausdruck zu erreichen, wird schon mal die eine oder andere unterstützende Maßnahme ergriffen. Das geht von tonalen Korrekturen oder blitzartigen Arrangementsveränderungen bis zu erlösenden Pausen für die good vibes oder das persönliche Essenkochen für ein harmonisches Miteinander. Nicht von Ungefähr heißt es bei ihm „Music Lab and Sound Kitchen“. Zu der exzellenten Küche brauche ich nur sagen: Der Chef kocht höchst selbst und der feine Gaumen wird bestens verwöhnt. Aber das Music Lab, das musikalische Laboratorium, verdient noch weit mehr Beachtung: 1983 mit einer Minimalausstattung angefangen, kamen dann 1988 die ersten MIDI-Kisten und Computer dazu.

1992 wurde dann erweitert auf größere Mehrspurmaschienen und entsprechende Mischpulte.

1997 war ein kompletter Umzug notwendig, begleitet von einer großen Aufrüstung in technischer und räumlicher Hinsicht und heute wird mit allen angesagten Produktionssystemen von Rang und Namen gearbeitet. „Nichts ist unmöglich“ oder auch „Geht nicht gibt´s nicht“. 

Jetzt haben wir die ganze Zeit was von Musik und Studio und Küche gehört. Doch wo bleibt der eigentliche Mensch? Nun... Dies ist der Mensch, über den wir die ganze Zeit hören.

Sex and Drugs and Rock´n´Roll allein trifft nicht zu.

Das ist mehr Mythos als Realität. Die Reihenfolge ist nämlich falsch. In diesem Falle heißt es:

Music, Studio, Kitchen, Drugs, Rock´n´Roll and Sex.

Also zumindest für die, die aufgenommen haben.

Aber da muß ich noch einen drauf setzen:

Ich darf hier mit Recht behaupten, dass bei ihm der Mensch nur nach seinen Neigungen betrachtet wird und nicht nach seiner Gesinnung, seiner Hautfarbe oder „the color of his eyes“. Der Mensch mit seinen Fähigkeiten, aber auch seinen Unfähigkeiten und seinen Grenzen wird stets so respektiert und geachtet, wie es wohl jeder hier, oder irgendwo, eigentlich erleben möchte. Mit grenzenloser Akzeptanz! Der Punkt, an dem die Grenze erreicht wird, ist so unendlich wie die Kreativität selbst, und wird allein durch den Geist bestimmt und nicht durch das Werkzeug.

Intelligenz ist was man daraus macht.

Ich freue mich sehr, einen Mann zu präsentieren, der stets jünger ist, als wir dachten, dass wir je jung sein könnten. Der sich den Herausforderungen der modernen Zeit stellt und mehr noch. Der in seinem Denken noch Weichen stellen kann, an die wir nie gedacht hatten, dass es sie gäbe.

Er, den wir ihn heute Abend begrüßen wollen, kann und darf, wie ich meine, sicher sein, dass er mit seiner humanen Haltung, seltene, aber mit Sicherheit, großzügige Wege beschreitet, die eine Nachahmung empfehlen, aber bis jetzt unerreicht sind...

Meine absolute Hochachtung und mein tiefster Respekt vor dieser Leistung.

Meine Damen und Herren, liebe Gäste und Freunde, ich darf Euch bitten, mit mir zu klatschen!

Brothers and Sisters, my deepest honour and my highest respect go to a man you all should already know by now  and – here he is –  please welcome

the one and only:

MISTER

DOCTOR BOGARTH...

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